Customizing von ERP-Software: Maßanzüge sind teuer und andere Vorurteile
Obwohl es viele Vorteile mit sich bringt, genießt ERP-Customizing bei kleinen und mittelständischen Unternehmen oft keinen besonders guten Ruf. Woran liegt das? Wir gehen den drei gängigsten Vorurteilen in puncto ERP-Customizing auf den Grund.
Mythos 1: Customizing ist kostenintensiv und viel zu aufwändig für kleine und mittelständische Unternehmen
Im Gegenteil! Die Anpassungsmöglichkeiten von ERP-Systemen entwickeln sich auch für kleine und mittelständische Unternehmen zunehmend zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Die Lösungen lassen sich äußerst präzise an Prozessänderungen anpassen und ermöglichen dadurch eine rasche Reaktion auf Veränderungen am Markt. Sogenannte modular aufgebaute ERP-Systeme bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Die verschiedenen Module können je nach Bedarf zusammengestellt und bereits vorhandene Lösungen mittels Schnittstelle integriert werden. Dank branchenspezifischer Funktionalitäten und vorgefertigter Templates erfolgen individuelle Einstellungen kostengünstig und schnell.
Entsprechende Customizing-Tools bieten Anwendern auch die Möglichkeit, Anpassungen selbst durchzuführen – ohne Programmierkenntnisse. Im Zuge der Implementierung eines neuen ERP-Systems ist es von entscheidender Bedeutung, vorab mit dem Anbieter zu klären, ob es sich beim Customizing um ein zugesichertes Produktfeature oder um eine kostenpflichtige Erweiterung handelt. Die Auswahl eines ERP-Systems, das bereits über ein entsprechendes Customizing-Tool verfügt, ergibt in vielen Fällen Sinn: Einstellungen wie Datenbankerweiterungen oder Formularanpassungen können damit schneller und effizienter vorgenommen werden.
Mythos 2: Durch Customizing verliert eine ERP-Software ihre Upgradefähigkeit
Die Update-Fähigkeit der Software geht beim Customizing nicht verloren. Nimmt man Veränderungen am Code des ERP-Systems vor (siehe „Methode 3: Anpassungsprogrammierung“), wird diese Fähigkeit allerdings beeinträchtigt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass mit jeder neuen Version der Software auch sämtliche Modifikationen nachgezogen und die kontinuierliche Funktionalität sichergestellt werden müssen. Eine einfache Lösung bieten hier entsprechende Customizing-Tools (sogenannte Add-ons). Diese werden über Schnittstellen hinzugefügt, ohne das Standardsystem zu verändern.
Mythos 3: Je angepasster und individueller eine ERP-Software ist, desto besser
Wie bereits erwähnt, bildet ERP-Customizing heutzutage eine Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings besteht ein gewisses Risiko der „Überoptimierung“, das aus einem nützlichen System einen mächtigen Koloss macht. Hier gilt es, ein gesundes Mittelmaß zu finden und die Prozesse im Unternehmen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Die Kernfrage dreht sich dabei mehr um „wie“ und „in welchem Umfang“, als um ein generelles „ob“: Welche Unternehmensprozesse müssen angepasst werden und welche sind flexibel genug, um entsprechend individuell eingestellt werden zu können?